Wer war J. K. Dippel? – Auf der Suche nach Dr. Frankenstein
Autor: Norbert Nossek
Eine kurze Notiz in dem Buch Die Gemeinde Breidenbach von Karl Huth und ein Fernsehbericht in Wunderwelt Wissen machten mich stutzig.
Bei Karl Huth ist zu lesen:
„In Breidenbach führte Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt (1667–1739) Verhandlungen mit dem Nieder-Ramstädter Pfarrerssohn und berühmten Chemiker Joh. Konrad Dippel, der sein ‚chemisches Geheimnis‘, Gold mit leichter Mühe herzustellen oder zu vermehren, dem Landgrafen überlassen wollte.“
In einem Fernsehbericht hörte ich Folgendes:
„Der Alchimist Konrad Dippel (ohne Abstammungsangabe) hatte bei einem seiner Versuche, Gold herzustellen, einen der Türme auf Schloss Frankenstein in die Luft gejagt. Es wurde weiter berichtet, dass Konrad Dippel Versuche an Toten, sprich Leichen, vorgenommen hatte.“
Meine Frage war nun, war Konrad Dippel „Dr. Frankenstein“?
Das landgräfliche Bergamt Breidenbach war tätig von ca. 1730 bis um 1842.
Die offizielle Einweihung (1731) durch den Landgrafen fiel mit Dippels Aufenthalt in Laasphe zusammen.
J. K. Dippels Tod 1734 in Laasphe.
Mary Shelly weilte 1816 in Darmstadt und erfuhr durch Schriftstellerkollegen von dieser Geschichte.
Quellen: Heimat an Lahn und Dill 1957 von Karl Huth.
Runkelsche Chronik von Christian Runkel und Sidonie Krücke (Lehrerin i.R.).
Internet: verschiedene Seiten
Zur Person:
Johann Konrad Dippel von Frankenstein wird am 10.8.1673 als adeliges Kind im Jagdschloss Frankenstein bei Darmstadt geboren. Sein Vater, Pfarrer in Niederramstadt, führte den Adelstitel jedoch nicht, was die genealogische Forschung erschwerte.
Johann Conrad stirbt 1734 in Laasphe und wird dort in der Martinskirche beigesetzt. Er stand nach seinem Freikauf aus dänischer Haft auf der Insel Bornholm unter dem Schutz des Berleburger Grafen Casimir, beide waren Pietisten. Zu dieser Zeit, kurz vor seinem Tod nahm er seine alchemistische Tätigkeit wieder auf. Johann Konrad war sicherlich auch aus diesem Grund nach Laasphe eingeladen, denn alle Fürstenhäuser liebten das Gold und den Prunk. Er hielt sich in der Stadt auf, weigerte sich aber auf das Schloss zu gehen mit dem Argument, „der Fürst möge zuerst seine Untertanen besser behandeln“. Während einer Reise des Fürsten ging Johann Konrad schließlich doch zum Schloss hinauf. Dort starb er an den Folgen eines Herzschlages. Mit Landgraf Ernst Ludwig von Darmstadt, der ein Anhänger der Alchemie war, schloss er kurz vor seinem Tod einen Vertrag (siehe oben), es ist aber nicht zu erkennen wo, auch der Ort Breidenbach wird nicht erwähnt. (Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass sich Dippel von Laasphe nach Breidenbach begeben hat, um mit dem Landgrafen den beschriebenen Handel zu tätigen.) J. K. Dippel war daran gelegen, durch den Handel mit dem Landgrafen wieder in den Besitz seiner Geburtsstätte zu gelangen. Zeitlich würde es passen, denn der Landgraf hat seine Kupferschmelze persönlich 1731 eingeweiht. (Ein Treffen der Beiden in Breidenbach wäre durchaus als realistisch anzusehen, es gibt dazu allerdings keinerlei Beweise).
Im Jahr 1816, dem Jahr ohne Sommer, weilte Mary Shelly auf einer Reise in die Schweiz in der Nähe Darmstadts. Dort erfuhr sie von der Geschichte des Doktors J. K. Dippel, schrieb sie auf und veröffentlichte diese als den Roman von Dr. Frankenstein in 1818, also zwei Jahre nach dessen Tod. Somit war der weltberühmte Monsterhersteller „Dr. Frankenstein“ entstanden, der eigentlich nichts mit dem Alchimisten Johann Konrad Dippel gemein hat. Mary Shelly war wohl inspiriert und beflügelt durch die wilden Geschichten (Märchen) der beiden Grimm-Brüder aus dem deutschen Reich, die ihre Stiefmutter in die englische Sprache zu übersetzen pflegte.